Dieter Brockmann: Das Meerwasseraquarium Von der Planung bis zur erfolgreichen Pflege |
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Brockmann, Dieter:
Das Meerwasseraquarium
Von der Planung zur erfolgreichen Pflege
Harter Einband mit farbigen Titelbildern, Format ca.17,5 x
23 cm
191 S. mit vielen farb. Abb.
Natur und Tier Verl. NTV, 9. Aufl., Münster, 2017
ISBN 978-3-86659-058-8
Preis: 19,80 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (Februar 2018):
Die Meerwasseraquaristik ist sehr viel aufwändiger als die
Pflege eines Süßwasserbeckens. Aber man muss nicht unbedingt mit dem einen
anfangen, um erst dann zum Seewasseraquarium zu kommen. Dieter Brockmann ist
Biochemiker und Redakteur des Fachmagazins „Koralle“. Seit über 30 Jahren
beschäftigt er sich mit diesem Thema, und als Buchautor möchte er mit dem
vorliegenden Band in 9. Auflage absolute Anfänger zu diesem Spezialgebiet
führen. Er jongliert regelrecht mit all dem notwendigen Fachwissen, meint
auch, dass Seewasseraquarien nicht mehr Pflegezeit bedürfen als solche mit
süßem Wasser. Er führt gleich drei verschiedene Aquarientypen vor:
Ausgesprochene Fischbecken, die am einfachsten zu betreiben sind, Hälterungen
für Wirbellose – Steinkorallen und andere Niedere Tiere, keine Fische – und schließlich
ausgesprochene Korallenaquarien, die beides zugleich ermöglichen. Diese
Aquarien sind es schließlich, die die Hohe Schule der Meerwasseraquaristik ausmachen.
Zunächst einmal gilt es, sehr viel Spezialwissen anzuhäufen,
um schließlich zum Erfolg zu gelangen. Das dauert natürlich seine Zeit. Es ist
also nicht einfach mit dem Lesen dieses Buches getan, sondern all das Wissen,
das nochmals in Kurzform in farbig unterlegten Kästen zusammengefasst ist, muss
sich erst einmal setzen. Das Buch wird den Anfänger also auf längere Zeit
begleiten. Es enthält alles, von der technischen Einrichtung, den einzelnen
Gerätschaften bis hin zur Gestaltung und zum Aufstellungsort. Man erfährt alles
über die Beleuchtung und die Heizung, den Filter und den Abschäumer, der oder den
Pumpe(n) mit richtiger Stärke zum Ausrichten einer Strömung. Es werden also
kleinere und richtig große Becken gleichmäßig bis zur endgültigen Aufstellung
und Gestaltung beschrieben. Ebenso wird alles zur Wasserchemie gesagt, den
wichtigsten einzuhaltenden Werten, ihrer Kontrolle und Aufrechterhaltung. Bei
der Einrichtung erfahren wir alles Notwendige zu lebenden Steinen, zu Niederen
Tieren, Seeanemonen usw. Man lernt sie durch ihr Verhalten richtig zu
beurteilen, setzt sie u.U. auch nochmals um, bis man schließlich zur richtigen Inbetriebnahme übergehen kann. Erst zum Schluss kommen auch die
Fische hinzu. Der Autor gibt Hinweise zu allen möglichen Anfänger gerechten Arten,
die am wenigsten Schwierigkeiten bereiten. Natürlich wird auch alles zur
Fütterung und Pflege gesagt, zum richtigen, problemlosen Einsetzen
irgendwelcher Neuerwerbe, und es wird darauf geachtet, dass die Becken nicht
überbesetzt werden. Das Ganze wird durch schöne Farbaufnahmen ergänzt, die das
Geschriebene entsprechend unterstreichen. Eine sehr gute Einführung, die alles Notwendige
ohne Überfrachtung durch Unwesentliches enthält.
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aFosså; Svein A. / Nilsen, Alf Jacob: Das Korallenriff-Aquarium, Band 2 |
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Harter, Ursula:
Aquaria in Kunst, Literatur & Wissenschaft
Harter Einband mit farbiger Titelgestaltung, Format ca. 23 x
28,5 cm
256 S. mit sehr vielen Abb.
Kehrer Verlag, Heidelberg, Berlin, 2014
ISBN 978-3-86828-484-3
Preis: 39,90 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen:
Ein ganz besonders interessantes Aquarienbuch, das mich ungeheuer
gefesselt hat. Es ist nämlich völlig anders aufgebaut als die meisten anderen
Bücher zu diesem Thema, die sich meist mehr oder weniger wiederholen. Hier
jedoch geht es um etwas völlig anderes: Geschildert wird die Anfangsgeschichte
der Aquaristik um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Dadurch war es zum ersten
Male möglich, horizontal in die UW-Welt zu schauen. Man sah flutende UW-Pflanzen,
Fische und andere Geschöpfe aus einer gänzlich anderen Perspektive als es zuvor
möglich war. Tausende Besucher aus allen Bevölkerungsschichten strömten damals in
die neu entstehenden Schauaquarien. Für uns, denen heutzutage Aquarien und
selbst der Blick durch eine Tauchermaske selbstverständlich erscheint, ist
diese Faszination kaum nachvollziehbar, doch das Gezeigte erschien damals derart
großartig, dass dies schon bald darauf enorme Auswirkungen auf alle möglichen
Wissens- und Wirtschaftsgebiete nach sich zog. Das galt schon für das ganz
normale Leben: So gab es Aquarien in allen möglichen Formen und Größen fürs
eigene Heim zu kaufen, ein völlig neuer Wirtschaftszweig entstand. Vor allem
aber profitierte die Wissenschaft selbst: Man konnte erstmals das Verhalten von
Fischen und anderen Wassertieren direkt beobachten. Das allgemeine Interesse an
den Süß- und Salzwasserwelten wuchs enorm an, Limnologie und Meeresbiologie
erhielten neue Impulse, die Ozeanografie ebenfalls. Erste Tiefsee-Expeditionen
stachen in See. Dabei gesammelte Organismen bereicherten nicht nur unser Wissen,
sondern veränderten es auch grundlegend! So zeigte sich z.B. die Tiefsee nicht etwa
leblos, wie vorher angenommen, sondern das Leben reichte bis hinab in die
tiefsten Tiefen! Selbst die bildende Kunst, die Malerei und die Architektur
erhielten neue Denkanstöße, und auch die Möbelschreinerei und andere Berufe
wurden durch den Aufschwung der Aquaristik nachhaltig beeinflusst. Das
Eingangstor zur Weltausstellung in Paris wurde z.B. den Radiolarien-Zeichnungen
Erich Haeckels nachempfunden, und auch die Literatur wurde bereichert: Denken
wir nur an die „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne und an vieles
andere mehr. Ungeahnte Entwicklungsschübe mit einer enormen Breitenwirkung wurden
durch die Erfindung der Aquaristik ausgelöst. Die Autorin Ursula Harter, die
u.a. Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft studiert hat, erkannte das
richtig und beschreibt die Auswirkungen auf die verschiedensten Berufe und Sachgebiete
sehr lebendig. Zusammenhänge werden deutlich, die man vorher nicht so wahrnahm.
Schade nur, dass fremdsprachliche Zitate zumeist nicht ins Deutsche übersetzt wurden
– schließlich kennt kein Autor seine Leser und schon gar nicht deren
Fremdsprachenbildung. Außerdem nicht gelungen erscheint mir das Vorwort von
Monika Wagner: Ihr hochgestochener und mit Fremdworten gespickter Text wirkt
alles andere als einladend. Wer ihn sich bereits im Buchladen vornimmt, könnte gar
geneigt sein, das Buch wieder ins Regal zurückzustellen. Das wäre jedoch wäre äußerst
schade, denn die Autorin selbst bedient sich eines weit besseren und gut
verständlichen Schreibstils und legt damit ein bemerkenswertes Buch vor, das
nicht nur für Aquarianer, sondern für alle Freunde der UW-Welt äußerst
empfehlenswert ist.
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