
Heute war es endlich soweit: Zwei Tauchabstiege in Jejus Unterwasserwelt standen an. Wir tauchten mit Oktopussen, Petersfischen und Flundern. Und das alles wurde umrahmt von prächtigen Weichkorallen und deftigem Kelp.
Ralf Deutsch ist nicht nur ein hervorragender Fremdenführer über Wasser, als Inhaber der Tauchbasis Big Blue 33 (die Zahl 33 steht für den 33. Breitengrad auf dem Seogwipo liegt) kennt er sich auch bestens vor Jejus Küsten aus.
Sein wichtigster Tauchplatz ist Little Munsom, eine Felsnadel in Sichtweite des Seogwipoer Hafens. Der Skipper des gecharterten Tauchbootes setzt uns in der Dünung aus, wir tauchen ab.
Durch ein Tal geht es hinunter auf 30, 35 Meter.
Das Wasser ist weder blau noch grün, eher scheint es eine Mischung aus
beidem zu sein.
Die Szenerie ist ebenfalls gemischt, die Unterwasserwelt lässt sich
nicht mit einem Schlagwort charakterisieren. Am ehesten noch so: Wir
finden hier eine Mischung aus Mittelmeer, Rotem Meer und den Küsten
Westamerikas vor. Sofort fallen die prächtigen Weichkorallen auf. In
der Tat sagen Kenner, es handele sich um die prächtigsten Weichkorallen
der Welt, noch größer und schöner als die des Roten Meeres. Diese
Korallen, die ja bekanntlich warmes Wasser brauchen, stehen einträchtig
neben starken Kelppflanzen, wie sie sonst nur in den Kaltwassergebieten
des Humboldtstromes vorkommen. Dem nicht genug, haben sich Weiße, Gelbe
und Rote Gorgonien dazwischen gesetzt – das Mittelmeer lässt grüßen.
Auch der Grund zeigt sich abwechslungsreich: Mal schwimmen wir über
eine Sandfläche, dann über Geröll und schließlich tauchen wir zwischen
mächtigen Steinblöcken dahin. Schwer zu beschreiben aber nicht
unerwähnt bleiben sollen die Lichtstimmungen, die das dunkle aber nicht
unsichtige Wasser, der Sonneneinfall und die Besiedelung durch Kelp und
Weichkorallen in konzertierter Aktion zaubern. Mal duster bedrohlich
ist die Stimmung, dann wieder hell und freundlich.
Das Wasser ist mit über 20 Grad Celsius noch recht warm. Normalerweise
zu warm für die Zeus Faber (Petersfische), die gewöhnlich erst dann in
diesen Tiefen zu finden sind, wenn die Wassertemperatur unter 18 Grad
liegt. Heute aber haben wir Glück, zwei, drei nein vier Exemplare
schwimmen vorbei.
Ralf zeigt auf eine Stelle am Boden, die von Algen bewachsen ist.
Zuerst sehe ich nichts, erst nach und nach schält mein getäuschtes Auge
ein kleines Würmchen an einem Faden aus seiner Umwelt heraus, dann ein
riesiges Maul, ein gelangweilt scheinendes Auge und einen
verhältnismäßig kleinen Körper auf Stelzenflossen: Ein Anglerfisch
lauert hier auf Beute.
Dann setzt die Ebbe ein und mit ihr ein starker Sog Richtung offene
See. Wir tauchen auf und der Skipper sammelt uns von der
Wasseroberfläche. Ohnehin gilt für das Tauchgebiet hier, dass ab und zu
Strömungen herrschen, auf die man sich einstellen muss.

Der
zweite Abstieg findet, nach einem schmackhaften Mittagsimbiss an Bord,
deshalb an einer geschützten Stelle statt: Supsom Nord. Große Felsen
prägen hier die Landschaft, Durchlässe. Es gibt viele Kleinlebewesen
wie Nacktschnecken und Würmer, Mollusken und auch Jungfische zu
bestaunen.
Obwohl Mittag schon durch ist, ist der Tag noch lang, als wir wieder
festen Boden betreten. Ralf schlägt deshalb vor, noch in den
sehenswerten Bonsaipark im Westen der Insel zu fahren, was wir auch
tun. Liebhaber von seltenen und wertvollen Bonsaibäumchen und
Koikarpfen finden sich hier in ihrem persönlichen Paradies wieder. Der
Bonsaipark gehört deshalb zu meinen persönlichen Pflichtpunkten eines
Jeju-Besuches.
www.bigblue33.co.kr
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