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Traumziel Yap: Eine Südsee-Nation in Dauerquarantäne |
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Text: Bill Acker, Übersetzung & Bearbeitung: Daniel Brinckmann
Der Stachel sitzt tief. Früher als alle anderen Länder hat der Inselstaat
Mikronesien bereits am 1. Februar seine Grenzen geschlossen. Branchen-Urgestein
Bill Acker - seines Zeichens Manta-Flüsterer und Eigentümer des weltweit
bekannten Manta Ray Bay Resort & Yap Divers - hat einen Brief aus der
Quarantäne-Zone am anderen Ende der Welt verfasst, der vielen Basenleitern rund
um den Globus aus der Seele sprechen dürfte...
Ein einziger Tag kann einen gewaltigen Unterschied machen.
Für die Manta Ray Bay-Familie war das der 31. Januar. Am Tag der R ückreise von
der sehr erfolgreichen Boot-Messe in Düsseldorf erfuhren wir, dass die
Föderierten Staaten von Mikronesien als vermutlich erstes Land der Erde eine
Reisebeschränkung eingeführt hatten. Selbst Besucher aus Ländern ohne
Corona-Fälle, die über Tokio, Manila, Taipeh oder Seoul nach Yap reisen
wollten, mussten vor ihrer Einreise eine 14-tägige Quarantäne in Guam auf sich
nehmen. Auch meine einheimische Frau Patricia und ich kamen nur nach
Hause, weil wir vor dem letzten Flug nachweisen konnten, in den vergangenen 14
Tagen nicht in China gewesen zu sein.
Nach zweijährigen Investitionen in ein eigenes Buchungssystem
und der Partnerschaft mit der Fluggesellschaft Caroline Islands Air war
eigentlich die Chance gekommen, mehr Menschen auf unsere wunderschöne Insel Yap
zu bringen, doch mit der Entscheidung von Präsident Panuelo wurde schlagartig klar,
dass wir uns stattdessen auf harte Zeiten gefasst machen müssen. Und die kamen
schneller als erwartet: Durch spontane Last-Minute-Stornierungen war unsere
Auslastung bereits im Februar um mehr als 70 Prozent rückläufig, und ein leeres
Hotel im März und April und möglicherweise sogar darüber hinaus, ist
gleichbedeutend mit einer ausgefallenen Hauptsaison. Bis vor sechs Wochen
konnten wir unsere Angestellten noch bezahlen und zumindest mit Kurzarbeit
sicherstellen, dass sie Geld für ihre Familien mit nach Hause bringen.
 Mittlerweile mussten wir einen Großteil unseres Teams entlassen, leisten aber,
was immer nur möglich ist, um unsere Crew zu unterstützen... wir gehen auf dem
offenen Meer für sie angeln, geben Lebensmittelkarten aus, mit denen man im
Supermarkt einkaufen kann, verteilen Gemüse aus unserer Hydrokultur (Fotos links und rechts) und mehr.
Wir alle werden überleben - obwohl von
der seitens der Landes- und Bundesregierung versprochenen Unterstützung für
Unternehmen bislang kein Cent eingetroffen ist. Aber genug mit dem Selbstmitleid. Am Ende des Tages bleiben uns immer noch
unsere Gewässer zum Fischen und das Land für den Anbau. Wir sind fest
entschlossen, stärker als je zuvor aus dieser Krise hervorzugehen und unsere
Angestellten wieder anzustellen und mit ihnen an Projekten zu arbeiten, die
unsere Einrichtungen, Dienstleistungen und Taucherlebnisse auf ein neues Niveau
heben.
Wir verstehen, dass Alljene, die sich für Yap interessieren,
derzeit wenig Interesse verspüren, einen Urlaub bei uns zu buchen, doch werden
wir sehr bald die Möglichkeit schaffen, Guthaben für einen künftigen Urlaub
"einzufrieren" und diese Option garnieren mit einer Liste von
"10 Gründen, nicht nach Yap zu kommen." Letzteres natürlich mit
Augenzwinkern... Jeder, der uns aus Yap oder von den Messen kennt, weiß, dass
wir zum Lachen nicht in den Keller gehen. Trotz allem! :-)
Außerdem werden wir bald bekannt machen, womit wir das medizinische Personal,
das an vorderster Front für uns alle kämpft, belohnen werden. Wenn diese Krise
vorüber ist, wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, ihre Hilfe für unser
aller Überleben zu würdigen.
Trotz allem gibt es auch Neuigkeiten zum Tauchen! Während
des jüngsten MantaFest (www.mantafest.com)
im September experimentierten wir erstmals mit Blackwater Diving - Nachttauchen
im offenen Meer, um mit Lampen Tiefseeorganismen und Larven anzulocken - und
erzielten aus dem Stand heraus exzellente Ergebnisse. Als Resultat habe ich
mich dazu entschlossen, Schwarzwasser-Tauchen als reguläres Angebot von Yap
Divers zu etablieren. Mike Bartick vom Crystal Blue Resort in Anilao war eine
unschätzbare Hilfe und brachte mir obendrein Bonfire Diving näher: Im Gegensatz
zum Blackwater Diving, bei man im offenen Meer treibt, bleibt man dabei stationär
am Riff. Doug von Kraken Sports versorgte uns mit den passenden starken Lampen
(sie sind wirklich grandios).
Daheim angekommen, bauten wir Alu-Halterungen, mit denen die vier mitgebrachten
Lampen in den Sand schieben können und machten uns umgehend auf die Suche nach
passenden Tauchplätzen. Jeder, der schon einmal in Yap war, weiß, dass es bei
uns zwei Saisons gibt: Ein halbes Jahr lang blasen die Passatwinde fast
konstant von Nordosten und im Anschluss herrscht wenig bis gar kein Wind. Im
Klartext: Während einer Jahreshälfte sind Blackwater-Tauchgänge auf dem offenen
Meer nicht möglich. Daher auch meine Faszination für das Bonfire Diving, das
auch innerhalb des Riffs allerlei Sorten interessanter und außergewöhnlicher
Lebewesen anlocken dürfte.
Mein Sohn und Tauchbasis-Manager OP,
unsere Guides John, Mike, Charles, Ferr und ich haben die mit abenteuerlustigen
Gästen an verschiedenen Plätzen wie dem Makro-Spot Slow and Easy und dem
"Circus Wrack" Laura Marie sieben Bonfire-Tauchgänge durchgeführt und
jedes mal interessante Lebewesen gefunden. COVID-19 hat unseren Pioniergeist
ausgebremst, doch sobald das überstanden ist, werden wir die Suche nach dem
perfekten Bonfire-Tauchplatz fortsetzen. In Erwartung der Anfang Juni
nachlassenden Passatwinde haben wir zusätzliches Spezialequipment bestellt und
blicken der Blackwater-Saison mit Vorfreude entgegen. Dazu werden wir den “Yap
Trench” ansteuern - den zweittiefsten Punkt in den Weltmeeren nach dem
Marianengraben. Bei diesen spannenden Erkundungstouren – ob nun zum Blackwater-
oder Bonfire-Tauchen - könntest DU dabei sein!
Zur Überbrückung findet Ihr oben links das Bild eines juvenilen
Riffhummers, den unser niederländischer Gast Wijnand Vlierhuis im Februar bei
einem Bonfire-Tauchgang abgelichtet hat.
Außerdem präsentieren wir Euch Ihr hier ein neues
Tauchplatzvideo von unserem Freund Andy Schumacher (https://www.schumacherfilm.de), den Ihr
auf unserem Youtube-Kanal (https://youtu.be/eYKcRDkVOk4)
anschauen könnt.
Natürlich freuen wir uns darüber, wenn Ihr unseren Kanal abonniert sofern Euch
der Inhalt gefällt. So werdet Ihr jedes Mal informiert wenn wir ein neues Video
hochladen. Ebenso würden wir uns darüber freuen, wenn Ihr unsere
Facebook-Postings (https://www.facebook.com/yapdivers) mit Euren Tauchpartnern,
Freunden, Kollegen und Familie teilt. Selbstverständlich beantworten wir gern
Eure Fragen und Kommentare.
Wir freuen uns darauf, Euch unser kleines Paradies mit Haien, Mantas und vielen
anderen Highlights bald wieder persönlich zu zeigen... bitte behaltet uns
weiter auf Eurem Wunschzettel. Yap ist es wert.
Bleibt gesund & munter und optimistisch,
Bill Acker (rechts im Bild mit seiner Familie) und das Team von Manta Ray Bay Resort & Yap
Divers
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