Text: Heinz Käsinger
Das warme Frühjahrswetter wirkt sich schon negativ auf die
Fischbestände in unseren Seen und Flüssen aus. Und auch die Betreiber von
Fischzuchtanlagen beklagen zu erwartende Verluste. Die milden Verhältnisse
lassen jetzt, zu dieser frühen Zeit des Jahres, die Algen überdurchschnittlich
gut gedeihen, was beispielsweise den bodennah lebenden Karpfen den Sauerstoff
nimmt und sie träge macht. Die Tiere fressen viel zu wenig. Gewässerbehörden
schätzen, dass es in diesem Jahr bis zu 50 Prozent weniger Fische in unseren
heimischen Gewässern geben wird wie normal.
Die Betreiben von Fischzuchtanlagen beklagen ähnliche
Verhältnisse: Es fehle dieses Jahr bereits jetzt an mehreren Hundert Tonnen
Fisch, beklagte eine Sprecherin des Teichwirtschaftsverbandes.
Umgekehrt haben die Winterunwetter und die einhergehenden
teilweise starken Hochwasser in Böhmen, Niederbayern und dem sächsischen
Vogtland den Beständen der dortigen Flussperlmuschel nicht geschadet. Die drei genannten
Landstriche sind Heimat der sehr selten gewordenen Margaritifera margaritifera.
Umweltschützer versuchen dort, die rar gewordenen Süßwassermuschelvorkommen
auch wieder zu vermehren. Die Muschel stellt hohe Ansprüche an ihren
Lebensraum. Sie benötigt sauerstoffreiches, kalk- und nährstoffarmes Wasser von
hoher Klarheit. Warum ausgerechnet ein Planktonfiltrierer so einen Lebensraum
braucht, ist der Wissenschaft bis heute ein Rätsel geblieben. Böhmens, Sachsens und Bayerns Bäche waren einst übersäht mit
Margaritifera margaritifera. Die mit der Industrialisierung Europas
einhergehende Verschmutzung der Flüsse und Seen ließen die Muschelbänke
schwinden, dazu kam der Raubbau durch Perlenfischer und dem Perlmutter verarbeitenden
Schmuckgewerbe. Heute stehen die Muschelbestände im gesamten Europa unter
strengem Schutz und man bemüht sich, diese wieder zu vermehren. Das ist
schwierig, da der Wirtsfisch Bachforelle immer seltener wird. Die Larven der
Flussperlmuschel setzen sich in den Kiemen der Bachforelle fest, wo sie zur
kleinen Muschel in nur wenigen Tagen heranreifen. Mit ca. 0,4 mm Größe fallen
die Jungmuscheln aus dem Kiemen und setzen sich am Gewässerboden ab, wo sie
winzige Kolonien bilden. Sie wachsen dann äußerst langsam heran, erreichen in
etwa 20 bis 30 Jahren nur fünf Millimeter Länge. Ausgewachsene Exemplare sind
allerdings elf bis 14 Zentimeter groß und werden fast 200 Jahre alt. Aus den
Perlen und der Schale wurden früher vor allem im sächsischen Vogtland wertvolle
Schmuckstücke hergestellt.
Die Hedwiga-Krone der Landshuter Hochzeit ist reich mit
Süßwasserperlen aus niederbayrischen Bächen verziert (Foto: Oberhausmuseum,
Passau)
Mikroplastik in der Antarktis nimmt zu
Schon im Jahr 2018, also vor rund zwei Jahren, meldete
Greenpeace, dass auch die Antarktis in alarmierender Weise mit Mikroplastik
kontaminiert sei. Damals fanden die Forscher in sieben von zehn Wasserproben
Kunststoffpartikel und in ebenso vielen Schneeproben giftige Chemikalien der
Gruppen PFAS und PFC. Letztere stammen ganz offensichtlich von den mittlerweile
in der Antarktis zuhauf operierenden Forschern, denn PFAS und PFC werden zur
Beschichtung von Outdoorbekleidung verwendet. Neuere Proben aus diesem Jahr weisen einen eindeutigen, sehr
besorgniserregenden Trend aus: Heute, nur zwei Jahre nach den ersten Messungen,
sind 100 Prozent aller Proben kontaminiert.
Männerfreundschaften
Delfinmännchen pflegen offensichtlich ähnliche Rituale wie
ihre menschlichen Geschlechtsgenossen: Sie schließen sich zu Gangs zusammen,
nötigen weibliche Tiere sexuell und raufen sich mit anderen, fremden, Männchen,
die nicht zur Bande gehören. Das fanden Wissenschaftler im australischen Perth
heraus. Das soziale Gefüge ist sehr eng. Man hält Kontakt mit speziellen
Lautsignalen – und man gibt sich sogar Namen. Wie ähnlich die
Intelligenz der Meeressäuger der des Menschen ist, zeigt sich daran, dass die
Tiere ihre eigenen Namen erkennen und sich selber sogar bei diesem Namen
nennen. Allerdings: Eine verbindende Hochsprache, vergleichbar dem
Hochdeutschen, das die vielen Dialekte allgemeinverständlich zusammenführt,
gibt es nicht. Verschiedene Männergruppen sprechen verschiedene Sprachen. Darüber hinaus kommt es in, bzw. mit Männergruppen auch zu
sexuellen Übergriffen. Weibliche Tiere werden manchmal brutal von den Männchen
vergewaltigt. Einige Tiere pflegen homoerotische Kontakte.
Eine Gruppe männlicher Spinnerdelfine vor Ogasawara (Foto:
Heinz Käsinger)
Diskussionen um das Treibnetzverbot
1998 hat man es beschlossen, 2002 trat es dann in Kraft: Das
Verbot, den Fischbeständen in den Meeren mit Treibnetzen zu Leibe zu rücken.
Mittlerweile wird behauptet, das Verbot hätte nichts gebracht. Die Bestände an
Haien, Delfinen oder Schildkröten, die als so genannter Beifang in diese Netze
gerieten, hätten sich nicht erholt. In der Ostsee darf man deshalb schon wieder
mit Treibnetzen fischen, die nicht länger als 2,5 Kilometer sind. Allerdings
müssten die Fischer nachweisen, dass der Fang nachhaltig sei. Der WWF
allerdings preist das Treibnetzverbot noch immer als großartige
Rettungsmaßnahme der Beifangtiere. Es gäbe eindeutige Anzeichen der
Regenerierung der Bestände.
Kalikokrebs attackiert heimische Tierarten
Wahrscheinlich war es Anfang der 1990er Jahre, als ein
unangenehmer Amerikaner illegal in der Nähe von Baden-Baden im Rhein ausgesetzt
wurde: Der amerikanische Flusskrebs Kaliko. Mittlerweile ist der Herr im Ring,
sprich am Oberrhein. Er hat in knapp 30 Jahren den heimischen Süßwasserkrebs
nahezu verdrängt und bedroht wegen seiner Gefräßigkeit auch heimische Libellen,
Amphibien und Reptilien. Kaliko reproduziert sich in extrem kurzen Zyklen in
extrem hoher Menge.
Cocktailkühlung gefährdet Arktis und Gletscher
Ein neuer Luxus-Trend gefährdet, zusätzlich zum Klimawandel,
neuerdings das Poleis und viele Gletscher. Es gilt derzeit als besonders
schick, seinen Caipirinha, seinen Mojito oder seinen Piña Colada mit
Gletschereis zu kühlen. Je exotischer, desto beliebter. Antarktiseis ist am
beliebtesten, einige Brocken Eis aus einem Alpengletscher verursachen beim
Jetset ein müdes Gähnen. Der eisige Raubbau hat mancherorts schon Ausmaße
angenommen, dass sich der Gesetzgeber einiger Staaten zum Ausspruch von
Abbauverboten genötigt sah.
Seepferdchenalarm an europäischen Flughäfen
Immer mehr Touristen bringen als Souvenir aus asiatischen
Ländern getrocknete Seepferdchen, Schildkrötenpanzer oder auch wieder
Haifischzähne mit. Ein Sprecher der Zollstelle des Frankfurter Flughafens wies
dieser Tage in aller Deutlichkeit darauf hin, dass solche Mitbringsel gegen das
Washingtoner Artenschutzabkommen verstießen und empfindliche Strafen nach sich
ziehen können. Die Tiere bzw. deren Teile würden auf jeden Fall einbehalten
werden.
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