Text: IYOR, Foto: Heinz Krimmer
Am 28. Januar wurde auf der boot Düsseldorf,
der weltweit größten Wassersportmesse, das Internationale Jahr des Riffes (International
Year of the Reef – IYOR 2018) in Deutschland offiziell eröffnet. Diese weltweite
Initiative, die erstmalig 1997 ausgerufen wurde, findet nun bereits zum dritten
Mal statt. Der Anlass ist durchaus dramatisch: in den
vergangenen zwei Jahren ereignete sich die schwerste jemals beobachtete globale
Korallenriffbleiche. Über 90% des Großen Barriereriffs in Australien, des
größten zusammenhängenden Riffkomplexes der Welt, waren davon betroffen, wie
auch viele andere Riffe rund um den Globus. Jüngste Studien haben gezeigt, dass
die Häufigkeit solcher Massenbleichen immer weiter zunimmt und den Riffen kaum
noch Zeit lässt, sich zu erholen.
Doch diese massiven Auswirkungen des
Klimawandels sind nicht die einzigen vom Menschen verursachten Probleme, mit
denen Korallenriffe zu kämpfen haben: Überfischung, zerstörerische
Fischereimethoden, Küstenbebauung, Verschmutzung oder Einträge aus der
Landwirtschaft bedrohen inzwischen rund zwei Drittel aller Riffe weltweit. Damit
droht der weitgehende Verlust des artenreichsten marinen Lebensraumes. Dies zu
verhindern erfordert entschlossenes Handeln auf globaler ebenso wie auf lokaler
Ebene. Das IYOR 2018 soll dazu dienen, die verheerenden Prognosen für Korallenriffe
und ihre Auswirkungen auf Natur und Mensch sowie mögliche Handlungsoptionen in
der Gesellschaft bekannter zu machen.
Die offizielle Eröffnung fand unter der
Schirmherrschaft des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST) mit einem Grußwort
des Direktors der boot, Herrn Petros Michelidakis, und mit einer Einführung von
Prof. Dr. Ralph Schill vom VDST statt. Moderiert von Anna von Boetticher, gaben
führende deutsche Korallenriffforscher/innen eine kurze Einführung in das Thema
und stellten verschiedene Managementoptionen sowie Möglichkeiten vor, mit denen
auch jede/r Einzelne zum Schutz der Riffe beitragen kann.
Anwesend auf der Bühne waren Dr. Sebastian
Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen, Prof. Dr.
Reinhold Leinfelder von der Freien Universität Berlin, M.Sc. Marina Schiller
von der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Helmut Schuhmacher i.R. von der
Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Peter Schupp von der Universität
Oldenburg sowie Prof. Dr. Gert Wörheide von der Ludwig-Maximilians-Universität
München.
Korallenriffe tragen zum Lebensunterhalt
von einer halben Milliarde Menschen bei und sind mit Ökosystemdienstleistungen
wie Küstenschutz in Höhe von geschätzten 600.000 US$ pro Quadratkilometer und
Jahr das wertvollste Ökosystem des Planeten. Obwohl sie weniger als 0,1% der
Ozeanfläche bedecken, beherbergen sie ein Drittel der marinen Fischarten. Einen
besonders hohen ökonomischen Wert stellen die Riffe in der Tourismusbranche dar
– über 36 Milliarden US$ werden jedes Jahr durch Riff-Tourismus erzielt,
weshalb die boot einen passenden Rahmen für die Eröffnung des IYOR 2018
darstellte.
Rund 30% der Riffe weltweit gelten bereits
aufgrund von menschlichen Einflüssen als zerstört, und Klimamodelle sagen ein
regelmäßiges Ausbleichen von nahezu 90% aller Riffe bis Mitte des Jahrhunderts voraus.
Umso dringender sind daher verstärkte Schutz- und Managementanstrengungen für
die verbleibenden Riffe. Jede/r Einzelne kann hierzu konkrete Schritte
unternehmen, wie zum Beispiel durch sein Verhalten den CO2-Ausstoß reduzieren,
Plastikmüll vermeiden, umsichtig tauchen und auf Souvenirs aus Korallenriffen
verzichten, den Fokus auf nachhaltigen Tourismus setzen oder Riffschutzprojekte
unterstützen.
Weitere Informationen bietet die offizielle
Webseite des Jahr des Riffes, www.iyor2018.de.
Dort sind zum Beispiel Veranstaltungen und Lehrmaterialien aufgeführt sowie
Links zu den unterstützenden Einrichtungen. Unter anderem gibt es auch die
Möglichkeit, Riff-Forscherinnen und -Forscher für Vorträge an Schulen, in
Vereinen und anderen Einrichtungen einzuladen.
Auf dem Bild von links nach rechts:
Prof. Dr. Ralph Schill, VDST; M.Sc. Marina Schiller,
Uni Bochum; Prof. Dr. Helmut Schuhmacher, Uni Essen; Prof. Dr. Gert Wörheide,
LMU München; Dr. Sebastian Ferse, ZMT Bremen; Prof. Dr. Peter Schupp, Uni
Oldenburg; Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, FU Berlin; Anna von Boetticher,
Moderatorin.
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