Nachdem über viele Jahre der Preis und das Klima über die
Auswahl des Reiseziels entschieden haben, so bestimmt seit einigen Monaten ein
Aspekt immer mehr den Urlaubsort: Die Sicherheit.
Eine Umfrage des GfK Marktforschungsinstituts hat ergeben,
dass viele Deutsche ihren Urlaubsort zusehends nicht mehr nach wirtschaftlichen
Aspekten – wie einem vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis oder der
Sonnenscheinwahrscheinlichkeit aussuchen – sondern zunehmend unter dem
Aspekt der Sicherheit.
Nur noch fünf Länder bzw. Regionen genießen in Sachen
Sicherheit Vertrauen bei deutschen Urlaubswilligen.
Ganz oben steht das eigene
Land, Deutschland. Hier fühlen sich 77 Prozent aller Befragten sicher (aber
immerhin zwölf Prozent halten Deutschland für ein hoch unsicheres Land). In
Österreich, denken immerhin 71 Prozent, könne man noch ungefährdet urlauben und
die Schweiz empfinden noch 69 Prozent als sicher. Dann klafft eine große Lücke
in den Punktzahlen; nur noch 53 Prozent aller Deutschen denken beispielsweise,
dass man in den skandinavischen Ländern wohlbehütet Ferien machen kann. Dicht
dahinter mit 52 Prozent kommt Italien.
Spanien konnte – im Vergleich zu früheren Umfragen dieser
Art – zwar einen Platz im oberen Drittel der abgefragten Reiseländer behaupten,
musste aber ordentlich Federn (sprich Prozente) lassen. Dazu haben vor allem
der Terroranschlag in Barcelona und die Terrorwarnung für Mallorca
beigetragen – aber auch die zahlreichen Demonstrationen wegen der
schwierigen wirtschaftlichen Situation des Landes und die Abspaltungsbemühungen
Kataloniens.
Insgesamt wurden 30 Reiseländer abgefragt und erstaunlich
ist, dass Deutschland sehr ähnliche und unmittelbar benachbarte Länder, wie die
Beneluxstaaten, nur auf 41 Prozent kamen. Großbritannien gar liegt mit 32
Prozent Zuspruch noch hinter Griechenland, das immerhin 34 Prozent der
Befragten als sicher einstufen – die beiden Länder landeten somit im
Mittelfeld. Abgehängt hingegen sind die gesamten europäischen Ost- und Südostländer
wie Ungarn (26), Polen (24) und Bulgarien (18). Weiter hinten sind nur noch China
(13), Russland (11), Mexiko (10) und die Ukraine, die mit nur drei Prozent auf
dem letzten Platz landete.
Viele dieser teils unverständlichen Ergebnisse werden klarer,
wenn man sie in Bezug zum Bildungsniveau der Befragten stellt. Befragte mit
höherer Bildung haben durchweg weniger Bedenken, vor allem ins europäische
Ausland, einschließlich der Türkei, zu reisen. Auch exotische Länder wie z. B.
Thailand oder Südafrika schneiden bei formal höher Gebildeten nicht so schlecht
ab.
Erklärt werden könne dies mit einer oftmals einseitigen
Informationsaufnahme und einer hohen Empfänglichkeit für Schreckensbotschaften.
Außerdem zeige sich diese Bevölkerungsschicht in vielen Bereichen des Lebens
als überdurchschnittlich ängstlich.
Die Umfrage wurde im Auftrag der Hamburger BAT-Stiftung für
Zukunftsfragen durchgeführt. Unser Nachbar Frankreich wurde seltsamerweise
nicht zur Bewertung gestellt. Heinz Käsinger
|