Matteo Elio Siesa: Libellen der Alpen |
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Siesa, Matteo Elio:
Libellen der Alpen
Der Bestimmungsführer für alle Arten
Flexibler Harteinband mit farbigem Titelfoto, Format ca.
14,5 x 22,5 cm
Haupt Verl., Bern, 2017
239 S. mit sehr vielen Abb. u. umfangreichem
Literaturverzeichnis
ISBN 978-3-258-08097-0
Preis: 38,00 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen, (April 2020):
Libellen kennt jeder. Aber kennen Sie zumindest einige der
verschiedenen Arten? Dazu sind Bestimmungsbücher wie dieses erforderlich. Es
beschäftigt sich ausschließlich mit dem Alpengebiet, in dem sich auch die
meisten unserer klaren Tauchgewässer befinden. Insgesamt werden 88 Arten besprochen.
Die Artbeschreibungen enthalten zudem hervorragende Fotos, auch von den Jugendformen,
den Nymphen, die im Wasser leben. Ebenso finden sich hervorragende Zeichnungen
mit Größenangaben, dazu Besonderheiten zur Artbestimmung, und wann und wo sie
am besten anzutreffen sind. Natürlich findet sich jeweils auch eine Karte ihres
alpinen Verbreitungsgebietes. Wissenschaftlichen Namen werden ebenso angegeben, wie
unsere deutsche Trivialbezeichnung. Das gilt auch für die der anderen
Alpenstaaten und sogar die englische Sprache. Selbstverständlich findet sich im
Buch ein Schlüssel zur Bestimmung von Unterordnungen, Familien und den
einzelnen Libellenarten. Der Anatomie wird breiter Raum gegeben, und es wird
auch über die Sinnesleistungen gesprochen, z. B. über das Farbensehen. Das Buch
gilt für alle, die sich für diese farbenprächtigen Insekten interessieren.
Dafür wird allerdings in der Übersetzung mit sehr vielen Fremdworten
gearbeitet, die sich leider nicht alle im Glossar wiederfinden. Dementsprechend
gehört dieses deutlich erweitert. Besonders interessant finde ich den
allgemeinen Textteil, der sich natürlich mit den Alpen und deren regionalen
Einzelheiten auseinandersetzt, aber auch mit den Lebensräumen und dem
biologischen Zyklus der Libellen. Wichtig die besondere Bedrohung durch
verschiedenste Gegebenheiten, auch der Veränderung und Zerstörung einzelner
Gewässer, dem Klimawandel und den Roten Listen. Sehr schön schließlich die
Beiträge über das Beobachten und die Fotografie dieser Tiere. Insgesamt ein
Buch, das allen Tauchsportlern und UW-Makrofotografen sehr ans Herz zu legen
ist.
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Torolf, E. Kroglund: Reise mit Aal, auf den Spuren einer aussterbenden Art |
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Kroglund, Torolf E.:
Reise mit Aal
Auf den Spuren einer aussterbenden Art
Fester Einband mit farbigem Schutzumschlag, Format ca. 14,5
x 21,5 cm
224 S.
Edel Verlag, Hamburg, 2019
ISBN 978-3-8419-0681-6
Preis: 19,95 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (Februar 2020):
Aale leben sowohl in den Meeren als auch im
Süßwasser. Wir wissen nicht
viel über diese Grundfische. So haben wir sie z. B. noch niemals laichen
gesehen. Wir kennen wohl ihre verschiedenen körperlichen und farblichen Verwandlungen
und wissen seit 1920, dass ihre Kinderstube in der Sargassosee zu suchen ist. Was
allerdings von dort bis zu unseren Küsten geschieht, ist größtenteils
unbekannt. Dabei existieren sie schon seit rund 50 Millionen Jahren, waren also
bereits vor den Dinosauriern da. Heutzutage stehen alle 16 Aalarten auf der
Roten Liste, wobei unser Europäischer Aal als besonders gefährdet gilt. Er ist
vom Aussterben bedroht, in Norwegen allerdings ist er noch etwas häufiger
anzutreffen, sodass er dort lediglich als gefährdet gilt. Dass die Zukunft der
Aale so trübe ausschaut, ist heimgemacht, liegt leider genauso an uns Menschen,
wie vieles andere auch. Denken wir dabei allein an den Plastikmüll und all
das Mikroplastik. Besonders eklatant wirken sich Fang und Schwarzhandel von
Glasaalen aus, wenn sie die Küsten erreichen und anschließend in Riesentanks
für den Verkauf gezüchtet werden. Dies macht eine Rückwanderung in die
Sargassosee genauso unmöglich, wie Querverbauungen zum Aufstau von Flüssen, wie
Talsperren und der und Ausbau der Wasserkraft ganz allgemein. Verbauungen wirken
sich in beiderlei Richtung störend aus: Zunächst verhindern sie das Aufsteigen
der Tiere in die Flüsse. Dabei hilft auch kein Aussetzen, denn bei der
Rückwanderung erweisen sich dann wiederum die Turbinen als tödliche Fallen.
Hier gehört endlich alles verbessert, an was man beim Bau solcher Anlagen
nicht gedacht hat, um den Fischen ein weiteres Überleben zu sichern. Der Autor
hat sich sehr intensiv mit Aalen beschäftigt, und er hat alle europäischen Staaten
bereist, um dort bekannte Aal-Fachleute aufzusuchen. Dadurch ist ein
außerordentlich interessantes Buch entstanden, das von ihm selbst, seinen
Reisen und den Aalen berichtet. Der Autor ist Journalist und Sportangler. Leider
enthält das Buch keinerlei zusätzliche Fotos, um das Ganze abzurunden, und auch
das Lektorat hat leider nicht alle Druckfehler ausgemerzt. Trotzdem ein Buch,
dem ich eine möglichst große Verbreitung wünsche.
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Heinz Krimmer: Aliens der Ozeane |
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Krimmer, Heinz:
Aliens der Ozeane
Fester Einband mit farbigem Titel, Format ca. 20 x 26 cm
207 S. mit 180 Farb- und 13 Schwarzweißfotos, oft ganz- oder
doppelseitig
Franckh-Kosmos Verl., Stuttgart, 2019
ISBN 978-3-440-16664-2
Preis: 25.-- €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (Februar 2020):
Ein Buch, das sich mit allen heute lebenden Kopffüßern
auseinandersetzt. Natürlich ist von ihrem Ursprung weit vor der Zeit der
Dinosaurier die Rede, wie auch von ihrer großartigen Zukunft, denn Kalmare und
Sepien werden im Meer wohl die eigentlichen Gewinner des Klimawandels sein, den
der Autor richtigerweise gar als Klima-„Katastrophe“ bezeichnet. Natürlich ist auch
die Rede von der besonderen Anatomie dieser Weichtiere: Schließlich haben sie gleich
drei Herzen, dazu gänzlich anderes Blut als wir, das auf Kupferbasis aufbaut und
ihnen ein besseres Überleben in den kalten Gewässern der Tiefsee und Polarmeere
ermöglicht. Hinzu kommt ihr Vermögen, die Farbe zur Verständigung mit
Artgenossen, bei der Paarung und beim Beutefang auf unglaubliche Art und Weise zu
wechseln. Kraken können zudem die Struktur der Haut verändern und sich auf
vielfache Art und Weise unsichtbar machen. Tintenfische zeigen bei der Jagd ein
phantastisches Angriffsverhalten sowohl einzeln, als auch in der Gruppe oder
mit anderen Partnern, z. B. Zackenbarschen. Einzig sind ihre mit Saugnäpfen
bewehrten Fangarme, und bei Gefahr haben sie zudem die Möglichkeit, sich durch eine
Tintenwolke unsichtbar zu machen, um sich per Rückstoß in Sicherheit zu bringen.
Das gesamte, wenn auch nur kurze Leben der Tintenfische zeigt sich auch bei der
Fortpflanzung genauso eigenartig wie alles andere, was wir kennen. Sex ist oft brutal
und endet nicht selten mit dem Tod des Männchens. Kannibalismus gehört offenbar
zur Tagesordnung. Keine höher entwickelten Lebewesen sind uns so fremd wie
gerade diese. Gleichgültig, welchen Aspekt wir auch beleuchten, Kopffüßer
erscheinen eigentlich immer äußerst interessant, wobei ihre Neugier und
unerwartete Lernfähigkeit besonders herauszustellen sind. Immerhin haben sie
neun Gehirne – so zumindest der Autor. In Wirklichkeit sind in den Armen jedoch
nur Nervenknoten, sog. Ganglien, die ermöglichen, dass jeder Arm für sich allein
bewegt werden kann. Die Hauptbewegung wird jedoch vom Kopfgehirn gesteuert, was
vor allem bei der Flucht von ausschlaggebender Bedeutung ist. Alle anderen Aspekte,
wie ihre jeweiligen Größen oder die Leuchtfähigkeit im Dunkel werden in diesem Buch
mit vielen seltenen, oft doppelseitig gebrachten Farbfotos, sehr gut
beschrieben. Allerdings vermisste ich ein unbedingt erforderliches
Stichwortverzeichnis, und auch die Abbildung zur Genexpression ist für Laien
nicht gerade schlüssig. Da gehört mehr Erklärung dazu. Weiters weist diese
Zeichnung noch einen Fehler auf, denn bei der RNA müsste sich das „T“ in ein
„U“ verwandeln, was für Uracil steht. Ansonsten haben wir eine Lektüre vor uns,
die allen Tauchsportlern unbedingt zu empfehlen ist.
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Balcombe, Jonathan: Was Fische wissen, wie sie lieben, spielen, planen |
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Balcombe, Jonathan:
Was Fische wissen
Wie sie lieben, spielen, planen: Unsere Verwandten unter
Wasser
Harter Umschlag und schön gestalteter Schutzumschlag, Format
ca. 15 x 22 cm
336 S. mit 3 Abb. und ausführlichem Stichwortverzeichnis
Mare Verlag, Hamburg, 2018
ISBN 978-3-86648-283-8
Preis: 28.-- €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (Februar 2020):
Eines der interessantesten Bücher, die ich in letzter Zeit
gelesen habe. Da geht es nicht nur um die Gesamtzahl von allen vordem und
gegenwärtig vorhandenen Fischen, die insgesamt mehr Arten bilden als alle
anderen Wirbeltiere zusammen, wie Amphibien, Reptilien, Vögel und auch Säugetiere.
Noch mehr faszinierte mich allerdings die Tatsache, dass ich in all den Jahren
als vielfacher Aquarianer und vor allem
als langjähriger Tauchsportler und begeisterter UW-Fotograf die meisten Dinge
nicht erkannt habe, von denen in diesem Buch die Rede ist. Wissenschaftliches Beobachten
ist in der Tat weit mehr als einfaches Betrachten der UW-Welt, wobei man als
UW-Fotograf vor allem darauf achtet, seine Motive besonders gut in den Sucher
zu bekommen. Es gehört in der Tat viel Wissen dazu, um darauf aufbauend seine
Versuche im Aquarium und/oder Freileben durchzuführen. Und man muss genügend Zeit
mitbringen, die man als normaler Sporttaucher meist nicht zu besitzen glaubt.
Das Buch beschäftigt sich ausführlich damit, wie Fische sehen, hören, riechen
und schmecken können, wie sie durch Farbwechsel Stress und Freude ausdrücken.
Sie sehen u. a. die Farben ganz anders als wir, manchmal sogar deutlich mehr,
und sie haben außerdem mitunter völlig andere, weiterführende Sinnesorgane.
Zweifellos reagieren auch sie auf Schmerzen, die beim Harpunieren und Angeln auftreten.
Dabei gilt Angeln nach wie vor als ganz normale Freizeitbeschäftigung. Wir hören
nicht ihre Schmerzenslaute, und wir können auch keinen sich verändernden
Gesichtsausdruck feststellen. Dabei sind auch Fische ganz normale Tiere mit
Bewusstsein wie alle anderen, und selbst wenn sie in einem anderen Umfeld
leben, so können sie doch fühlen, haben Pläne und können sogar Gedankensprünge
machen. Auch verständigen sie sich durch Laute, die man mit entsprechenden
Mikrophonen aufnehmen kann, sie haben ein äußerst abwechslungsreiches Sexualleben
und betreiben teilweise sogar Brutpflege, die mitunter, z.B. bei Maulbrütern,
weit über die normale Eipflege hinausgeht. Insgesamt ein Buch, das für alle
Tauchsportler, auch wenn es keine Fotos enthält, von ganz besonderem Interesse
ist.
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Hanlon, Roger - Vecchione, Mike - Allcock, Louise: Octopus & C0. |
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Roger Hanlon, Mike Vecchione und Louise Allcock:
Octopus & Co.
Die faszinierende Welt der Tintenfische, Kraken und Kalmare
Fester Einband mit farbigem Titelbild, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019
224 S. mit sehr vielen, meist farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-667- 11577-5
Preis: 29,90
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (August 2019):
Schon der erste Blick in dieses Buch muss ganz einfach begeistern. Das vor allem wegen der Vielzahl an farbigen Abbildungen, die in allen Meeren, im Mittelmeer, in Korallengebieten und in der Tiefsee aufgenommen wurden, teilweise auch in Aquarien. Sporttaucher werden diese UW-Aufnahmen lieben, zeigen sie doch u. a. selbst Kraken bei der Kopulation, was man normalerweise nur durch Zufall zu Gesicht bekommt – wie auch viele andere Kopffüßer, die für uns in unerreichbaren Tiefen leben. Die Autoren, Spezialisten ihres Faches, haben alles Wesentliche zu den Stammbäumen der einzelnen Arten während verschiedener Epochen genauso beschrieben, wie deren Körperbau und das Nervensystem der Acht- und Zehnfüßer. Wobei das Ganze durch entsprechende Zeichnungen zusätzlich verdeutlicht wird. Das gilt z. B. für den Körperbau und die enorme Bandbreite der Körpergrößen im Vergleich zu uns Menschen. Lebensräume, tägliche Wanderbewegungen, alles Mögliche zum Farbwechsel zur Tarnung und Fortpflanzung kommen genauso zur Sprache, wie das, was sie fressen und vieles andere mehr. Jede Besonderheit wird herausgestellt. Es bleibt praktisch kein Feld unbearbeitet. Bei der zusätzlichen Einzelbeschreibung verschiedener Arten ist zudem ein Steckbrief beigefügt, sodass keine Frage offenbleibt. Allerdings können bei dem unglaublichen Artenreichtum bei weitem nicht alle Arten im Einzelnen beschrieben werden. Alles Dargestellte geschieht mit großer Sachkenntnis und gestaltet den Textteil in Form von fünf Hauptkapiteln äußerst spannend. Dabei geht es um die Evolution und die Stammesgeschichte, um die Anatomie, um die verschiedenen charakteristischen Lebensweisen, ums Verhalten ganz allgemein und die enorme Intelligenz dieser Tiere, und schließlich auch um ihre Bedeutung für uns Menschen. All diese Kapitel sind äußerst interessant – wenn auch für Laien manchmal etwas schwer zu lesen, sodass man sich verschiedene Stellen gleich zweimal zu Gemüte führen oder sogar noch weiter zurückblättern muss, um alles einwandfrei zu begreifen. Das liegt u.a. im Wesentlichen daran, dass viele Fremdworte Verwendung finden, die sich leider nicht alle im Glossar auffinden lassen. Trotz dieses Nachteils handelt es sich um ein hervorragendes Buch, das diese Weichtiere derart gut beschreibt, dass es in keiner Tauchsport-Bibliothek fehlen sollte!
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Sy Montgomery: Rendezvous mit einem Oktopus Extrem schlau und unglaublich empfindsam |
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Montgomery, Sy:
Rendezvous mit einem Oktopus
Extrem schlau und unglaublich empfindsam:
Das erstaunliche Seelenleben der Kraken
Fester Einband mit farbigem Schutzumschlag, Format ca. 15 x
22 cm
336 Seiten
mareverlag, Hamburg, 3. Auflage, 2017
ISBN 978-3-86648-265-4
Preis: 28.00 Euro
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (Februar 2018):
Ein sehr interessantes Buch, das über Schauaquarien, eigene
Lebensabschnitte und vor allen Dingen aus dem Leben und der Sinneswelt von
Kraken berichtet. Es ist ein sehr empfehlenswertes Buch, hervorragend
ausgearbeitet, Spiegel-Bestseller und schon in der 3. Auflage erhältlich. In
Amerika war es ein New-York-Times-Bestseller, und es schaffte es gar bis unter die
Finalisten des National Book Award 2015. Es ist leicht und interessant zu lesen,
bietet weit mehr als lediglich Unterhaltung: Ein Tatsachenbericht, der Einblicke
in das Seelenleben und die Biologie von Kraken gibt, wie wir es in dieser
Komplexität nirgendwo anders lesen können. Der persönliche Kontakt zu
Wissenschaftlern, aber auch zu Pflegern von Schauaquarien, das Studium fachbezogener
Bücher und wissenschaftlicher Aufsätze zu diesem Thema, die im Text anklingen und
nochmals im Anhang aufgeführt sind, zeigen das enorme Interesse, das die
Autorin diesen Tieren entgegenbringt. Immerhin geht es dabei weder um
Wirbeltiere oder gar Primaten, sondern um Weichtiere mit drei Herzen und
Saugnäpfen an den Fangarmen, die Superkräfte entfalten können. Es geht um
Tiere, die die Färbung und Struktur ihrer Haut ändern, sich fast unsichtbar machen
können und durch kleinste Öffnungen zwängen. Es geht um Tiere, die kaum etwas
mit uns gemeinsam haben, aber dennoch in Gefangenschaft mit uns Kontakt
aufnehmen. Sie sind außerordentlich intelligent und können sogar richtig spielen.
Nein, das hatte ich, der viele Kraken im Mittelmeer fotografierte, nicht
erwartet. Denn der Titel des Buches erinnerte mich zunächst an einen Sience-fiction-Roman,
bis ich den dünn gedruckten Untertitel gelesen hatte. Ehrlich gesagt, gefällt
mir dieser Titel überhaupt nicht, denn es geht nicht um das Rendezvous mit einem
Oktopus, sondern es sind mehrere, mit denen die Autorin über Jahre hinweg im
New-England-Aquarium in Boston Freundschaft schloss. Wegen dieser Tiere lernte
sie sogar Tauchen - was ihr offenbar nicht leicht fiel - um sie auch im Freileben
studieren zu können. Insgesamt ist das Buch ein absolutes Muss für jeden Tauchsportler,
Aquaristik-Liebhaber oder Naturfreund.
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Lisa-ann Gershwin: Quallen Von der Faszination einer verkannten Lebensform |
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Gershwin, Lisa-ann:
Quallen
Von der Faszination einer verkannten Lebensform
Fester Einband mit farbigem Titelbild, Größe ca. 21,7 x 24,6
cm
224 S. mit vielen farbigen Abbildungen
Edition Delius im Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2017
ISBN 978-3-667-11024-4
Preis: 29,90 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (November 2017):
Einer der bedeutendsten, deutschen Zoologen, Ernst Haeckel, veröffentlichte
schon ab 1879 eine großartige, mehrbändige und großformatige Monographie mit
phantastischen Zeichnungen über „Das System der Medusen“. Mittlerweile sind
viele neue Arten zu diesen glibberigen Tieren hinzugekommen. Man weiß auch mehr
darüber, und doch setzt man sich erst in neuerer Zeit näher damit auseinander. Nur
der kleinste Teil davon, nämlich 50 der faszinierendsten Arten werden in diesem
Buch vorgestellt, wobei nicht nur Medusen und Staatsquallen beschrieben werden,
sondern auch andere nicht damit verwandt Arten, Rippenquallen etwa und auch die
quallenähnlichen, im freien Wasser lebenden Salpen und deren Verwandtschaft. Sehr
gewissenhaft und ausführlich setzt sich die Autorin in fünf längeren Kapiteln
mit diesen Tieren auseinander: Der Anatomie, dem Lebenszyklus, der Taxonomie
und Evolution, der Ökologie und allen möglichen Umweltfragen, wobei die
einzelnen Kapitel und Unterkapitel jeweils über eine Doppelseite gehen, gefolgt
von Artensteckbriefen, die von ganzseitigen, farbigen Fotos im Dunkelfeld begleitet
werden. Quallen gehören zu den ältesten Niederen Tieren, die schon seit rund 500
Millionen Jahren durch die Meere schweben. Die meisten sind klein, einige
kleiner als ein Sandkorn, andere nur im Millimeter- oder Zentimeterbereich,
dazu durchsichtig. Nur verhältnismäßig wenige faszinieren UW-Fotografen, vor
allem größere Arten, darunter solche, die Schirme bis zu drei Metern im
Durchmesser messen, sehr schwer werden und 30 m lange Tentakel besitzen, oder die
durch ihre Zeichnung auffallen. Die größte ist die Riesenstaatsqualle, die aus
vielen einzelnen Organismen besteht und Tentakel über 50 m Länge besitzt. Quallen
besiedeln sämtliche Meere, selbst das Süßwasser, auch kalte Meere und die
Tiefsee. Vielfach leicht zerbrechlich, werden heute ganz besondere Fangmethoden
angewandt. Manche Arten sind völlig ungefährlich, andere wie kleine Würfel- und
Irukandjiquallen, die nicht nur nesseln können, sind gar in der Lage, Schwimmer
und Badehungrige innerhalb kürzester Zeit zu töten. In Südostasien werden
Quallen auch gegessen und gelten dort als knusprige Delikatesse mit Pfiff. Es
sind äußerst faszinierende Tiere, wobei die unscheinbare, nur erbsengroße
Qualle Turritopsis dohrnii gar unsterblich ist! Vor allem heute können Quallen teilweise
in ungeheuren Schwärmen auftreten, ausgelöst durch den Klimawandel, die
Versauerung der Meere, durch Überfischung, das Plastikmüllproblem, eingeleitete
Chemikalien und andere Maßnahmen. Sie können damit zur allgemeinen Bedrohung
werden, zu aufwändigen, technischen Störungen führen und sind gar in der Lage, ganze
Lebensräume auf ein niedrigeres, biologisches Niveau zurück zu verwandeln. Damit
können diese Tiere, denen man bisher nur geringe Bedeutung beigemessen hat, letztlich
auch für uns Menschen gefährlich werden. Es wird Zeit, diesen Besonderheiten eine
weit höhere Aufmerksamkeit zu schenken. Insgesamt ein Buch, das eigentlich
nicht nur Taucher und Aquarianer, sondern einen jeden begeistern und zum
Nachdenken anregen muss.
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Heinz Krimmer: Netzwerk Korallenriff, wertvoller als Google, Apple und Co. |
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Krimmer, Heinz:
Netzwerk Korallenriff
Wertvoller als Google, Apple und Co.
Broschiert mit ausfaltbarem Einband. Innen mit Karte der
„normalen“ und Tiefseekorallenriffe, Einband mit farbigem Titel, Größe ca. 13,7
x 21,5 cm
224 S. u. zahlreichen Bildern auf Tafeln
Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2017
ISBN 978-3-440-15447-2
Preis: 19,99 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (November 2017):
Der Untertitel schien mir anfänglich zu weit aufgetragen,
aber beim Lesen stellt man schnell fest, ein ganz besonderes Buch vor sich zu
haben. In der Tat ist es derzeit das umfassendste seiner Art! Der Autor geht wohl
in seiner Betrachtungsweise sehr weit zurück und weist u.a. auf riesige Gebirgszüge
hin, die im Laufe von Jahrmillionen durch die Arbeit kleiner Korallenpolypen entstanden
sind. Damit wird klar, dass diese Tierchen weit umfangreichere Bauten errichtet
haben als etwa wir Menschen. Aber noch etwas anderes wird deutlich: Bücher
dieser Art, für die Allgemeinheit geschrieben, müssen ganz einfach umfassend
sein. Nur so werden Facetten und Zusammenhänge sichtbar, die zuvor manchem verborgen
geblieben sind. So wussten durchaus auch andere Autoren Bescheid über die
Gebirgsbildung, aber ihre Bücher setzten anders an. Sie berichten über ein
bestimmtes Gebiet, dort vorkommende Riffe und deren heutiges Aussehen. Hier aber
geht es um die Korallen ganz allgemein, ihre Bedeutung, ihren gegenwärtigen,
gefährdeten Zustand und um deren Zukunft. Dabei werden tropische und
subtropische Flachwasserriffe angesprochen. Die uns Tauchsportler so begeistern,
wobei die meisten allerdings noch nicht einmal zwischen früher, vor etwa 50 oder
mehr Jahren, und heute unterscheiden können. Es geht aber auch um
Tiefseeriffe, die man vor wenigen Jahren noch überhaupt nicht kannte, und die
auf ganz andere Weise ebenso weltumspannend existieren. Sie allesamt werden
durch die Meeresversauerung, die Klimaerwärmung und viele andere menschliche
Eingriffe ebenso bedroht, wie durch zunehmend sich stärker auswirkende
Naturkatastrophen. Dadurch nehmen die Riffe gewaltig ab. Dabei sind sie nicht nur für
den Küstenschutz in Zukunft äußerst wichtig, sondern sie können auch mit
dem allmählich ansteigenden Meeresspiegel weiter nach oben wachsen.
Korallenriffe lösen mit derartigen Möglichkeiten den Urwald
als wichtigstem Lebensraum ab. Wo andere nur wenige Worte brauchen, benötigt der
Autor über 30 Seiten, um allein die komplexen Lebensmöglichkeiten der Polypen
zu beschreiben. Dabei geht er auch auf deren Fortpflanzung ein, die in
verschiedenen Ozeanen zu unterschiedlichen Zeiten stattfindet, sowie auf die Zooxanthellen,
die mit Steinkorallen in Symbiose leben – der wohl großartigste Schritt beim
Recycling überhaupt. Gleichzeitig zeigt Krimmer das außerordentlich enge Wärmeprofil
auf, in dem diese Pflänzchen leben können, und er weist auf über 40 Arten hin,
die teilweise auch höhere Temperaturen vertragen. Damit wird ein
Hoffnungsschimmer gesetzt, Riffe auch bei steigenden Temperaturen am Leben zu
erhalten. Die Akteure müssen „nur“ rechtzeitig zusammenfinden, um ihr Leben
nicht während der Korallenbleiche zu verlieren. Ebenso beschreibt der Autor ganze Riffe,
für die die Bezeichnung Netzwerk besonders gut gewählt ist. Schließlich haben wir
es nicht nur mit Steinkorallen, sondern auch mit Schwämmen, Leder- und
Hornkorallen zu tun, auch mit Pflanzen und vielen verschiedenen Rifffischen und Räubern, mit
Krebsen, Weichtieren und anderen mehr, die allesamt abwandern, wenn Riffe tatsächlich
verschwinden sollten. Wir nehmen Teil bei einem Blick in das Herz der Evolution
und können nur hoffen, dass die Korallenriffe letztlich doch überleben werden.
Der Autor folgt neuesten Forschungsergebnissen, berichtet über wichtige Medikamente
aus den Riffen, und doch vermisste ich einiges: So berichtete nicht nur Darwin
über Atolle, sondern auch Hans Hass, auch der Beitrag über
von Gleichstrom durchflossene Baustahlgeflechte zum Nachwachsen ist mir etwas
zu kurz. Trotzdem ein Buch, das man nur empfehlen kann!
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Sardet, Christian: Plankton Der erstaunliche Mikrokosmos der Ozeane |
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Sardet, Christian:
Plankton
Der erstaunliche Mikrokosmos der Ozeane
Harter Einband mit farbigem Titel und farbigem
Schutzumschlag
Format ca. 25 x 34 cm
Mit sehr vielen farbigen Abb.
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2016
ISBN 978-3-8001-0398-0
Preis: 39,90 €
Buchbesprechung von Wolfgang Freihen (April 2017):
Phantastisch, endlich ein Sachbuch, das Seinesgleichen
sucht! Es gibt eine ganze Reihe wissenschaftlicher Werke, die sich
ausschließlich dem Plankton widmen, aber bisher kein einziges, das für die
Allgemeinheit bestimmt ist und entsprechende Erklärungen bereithält. Hier ist
es nun – großformatig und mit vielen hervorragenden, computergenerierten Farbfotos
versehen. Es kann deshalb auch als Bildband betrachtet werden. Dabei auch
einige der großartigen Zeichnungen von Ernst Haeckel. Ja, wir finden sogar ein
Suchbild, um beim Blick auf eine Planktonprobe verschiedene Organismen zu erkennen,
und wir können durch zahlreiche Icoons zusätzliche Webseiten mit weiteren
Informationen aufzuschlagen. Hinzu kommen sehr interessante Texte, nicht nur
Bildbeschreibungen, sondern auch Kapitel, die sich mit all den Wesen
auseinandersetzen, die dem Plankton zugehörig sind. Allerdings sind die Texte nicht
immer leicht zu lesen, was jedoch nicht negativ zu verstehen ist. Nur der
kleinste Teil der Planktonorganismen kann natürlich bildlich dargestellt werden.
Insgesamt macht das Plankton, selbst wenn man die meisten Organismen wegen
ihrer Winzigkeit nicht sehen kann, 95% des gesamten Lebens im Meer aus. Das
Buch beschäftigt sich mit der Entstehung des Lebens und dem Plankton weltweit. Ihm
gehören die meisten Organismen des Meeres zumindest zeitweilig an. Plankton
besteht aus Eiern von Fischen und Korallen ebenso, wie den Jugendstadien der
verschiedensten Tierklassen und selbst größeren Tieren, wie etwa Quallen. Darunter
auch diejenige, der man bislang als einzigem Organismus Unsterblichkeit
zuschreibt, da sich ihre Entwicklung umkehren kann – von einer Meduse zurück
zum Polypen. Manche, wie etwa Staatsquallen, können aber auch über 30 Meter
lang werden. Die meisten anderen allerdings sind so winzig, wie etwa Bakterien
und viele andere, dass man sie nicht ohne Mikroskop erkennen kann. Schließlich
gehört auch das pflanzliche Plankton dazu, welches immerhin rund 50% unseres
Luftsauerstoffs produziert.
Unter dem Begriff Plankton versteht man all jene
Organismen, die aus eigener Kraft nicht gegen Strömungen anschwimmen können,
sondern sich vom Wasser dahintreiben lassen. Es kann auch nicht in der Tiefsee
existieren, sondern kommt nur in den lichtdurchflutenden Zonen des Meeres vor. Es
stellt die ersten Stufen der Nahrungskette dar, und das tierische Plankton
unternimmt tagtäglich zur Nachtzeit die bedeutendsten Tierwanderungen überhaupt.
Treten – wie gegenwärtig – Änderungen durch den Chemismus des Meeres, den
Klimawandel und/oder der Überfischung auf, so kann dies unabsehbare Folgen nach
sich ziehen. Es ist also durchaus angebracht, diesen Organismen deutlich mehr
Aufmerksamkeit als bisher zu schenken. Manche Arten verlassen beim Älterwerden
das Plankton wieder und leben erwachsen am Grund oder im Freiwasser weiter. Abgestorbene
Teile sinken als „Meeresschnee“ nach unten und dienen auf diese Weise z.T. auch
Tiefseeorganismen als Nahrung, und weitere Reste davon wandeln sich im Laufe
von Jahrmillionen zu besonderen Energieformen um oder werden gar zu festem
Gestein. Ein großartiges Buch, das alle Freunde der UW-Welt besitzen sollten.
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